Bereits am 22.5.2019 schrieb die WELT:
Deutsche sehen Meinungsfreiheit in der Öffentlichkeit eingeschränkt
Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig
Nur rund jeder fünfte Deutsche fühlt sich in der Öffentlichkeit frei, seine Meinung zu äußern.
- Als Grund für diesen niedrigen Wert werden die rüden Formen der Auseinandersetzung angegeben.
- Als Tabuthemen gelten die Flüchtlinge und der Islam.
Werden Sprechverbote und gesellschaftliche Tabus präsenter? Eine Mehrheit der Deutschen ist der Auffassung, dass sie sich unter Freunden frei äußern kann, nicht aber in der Öffentlichkeit. Denn es gebe viele ungeschriebene Gesetze dazu, welche Meinungen akzeptabel sind und welche tabu. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach, die in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“) vom Donnerstag erscheint. Die Meinungsforscher hatten dazu eine ganze Reihe von Fragestellungen an die Teilnehmer gerichtet.
59 Prozent der 1283 Befragten ab 16 Jahren gaben an, sie könnten sich unter Freunden frei äußern, nur 18 Prozent sehen aber im öffentlichen Raum eine vergleichbare Freiheit. Sie waren gefragt worden: „Würden Sie sagen, man kann seine Meinung in der Öffentlichkeit frei äußern oder muss man bei einigen oder vielen Themen vorsichtig sein?“ Danach wurde dieselbe Frage zur Meinungsäußerung im Freundeskreis gestellt.
Das Ergebnis: Unter Freunden äußern sich lediglich 34 Prozent vorsichtig, in der Öffentlichkeit jedoch 58 Prozent. Nur 17 Prozent geben an, dass sie sich im Internet frei äußern. Als Grund für diesen niedrigen Wert werden die rüden Formen der Auseinandersetzung angegeben. Hingegen sagen 36 Prozent, und damit mehr als in den beiden anderen Feldern, sie seien im Internet vorsichtig. Die Befragung fand im Zeitraum vom 3. bis 16. Mai statt.
Als Tabuthemen gelten die Flüchtlinge und der Islam. Zudem kritisieren 41 Prozent, dass die Political Correctness übertrieben werde. 35 Prozent ziehen für sich sogar den Schluss, dass freie Meinungsäußerung nur noch im privaten Kreis möglich sei.
Zu dem Eindruck, dass die Freiheitsspielräume im öffentlichen Raum kleiner werden, trägt auch die Rigorosität bei, mit der bestimmte Sprachregelungen eingefordert werden. So finden es zwei Drittel der Bevölkerung übertrieben, wenn statt der Begriffe Ausländer oder Ausländischstämmige umständlich von Menschen mit Migrationshintergrund gesprochen werden soll.
Völlig verständnislos reagieren die Bürger auf nachträgliche Korrekturvorschläge zu Texten, die sicherstellen sollen, dass sie heutigen Sensibilitäten und Normen entsprechen. Dass beispielsweise Astrid Lindgrens „Negerkönig“ in „Pippi Langstrumpf“ zum „Südseekönig“ mutieren müsste, um nach heutigen Maßstäben politisch korrekt zu sein, löst Kopfschütteln aus.
75 Prozent plädieren für die Beibehaltung der Originalversion, nur 14 Prozent votieren dafür, Begriffe, die heute als nicht mehr zeitgemäß oder beleidigend empfunden werden, auszutauschen. …
Wenn die Mehrheit der befragten Deutschen mitteilt, man äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig zu bestimmten Themen, dann bedeutet das wohl auch, dass diese Menschen evtl. etwas anderes von sich geben, wenn sie zu den Problemthemen befragt werden. Besonders bei den Künstlern ist es mehr als verwunderlich, dass fast alle eine Meinung in die selbe Richtung haben sollen. Normal ist das sicherlich nicht. Kein Wunder ist es aber, wenn jeder aussortiert und mundtot gemacht wird, der es wagt sich zu bestimmte Themen kritisch zu äußern.
Wie sehr die Kunstfreiheit und die Meinungsfreiheit schon eingeschränkt ist bestätigt mal wieder der aktuelle Fall um ein Lied von Xavier Naidoo. Das Lied ist keineswegs rassistisch, aber nicht jedem gefällt es, weil der Sänger es gewagt hat hier seine eigene kritische Meinung zu verbreiten, die halt nicht Mainstream ist. Pech, was nicht Mainstream ist, ist in unserem Land ein Zeichen für Antisemit, Rechtsradikal, Verschwörungstheoretiker, etc. So natürlich auch bei dem Sänger.
Das sagt der Sänger selbst dazu:
Weiterlesen „Fall Xavier Naidoo zeigt: Kunstfreiheit und Meinungsfreiheit sind in Gefahr“