Warum Menschen aus der Kirche austreten.

Juli 2019
Meine Antwort auf den Brief des Gemeindepfarrers nach meinem Austritt aus
der evangelischen Kirche mit der Frage nach dem Grund meines Austrittes.
Der Pfarrer fragte ob mein Austritt am Glauben oder an der finanziellen Belastung liegt.
Er bot mir auch an mit mir darüber zu sprechen.
Nach meiner Antwort hatte ich allerdings nichts mehr von Ihm oder der Gemeinde gehört!
Die Antwort schickte ich dem Gemeindepfarrer

Sehr geehrter Herr Pfarrer xxxxx,
im Juli haben Sie mir wegen meinem Austritt aus der evangelischen Kirche
geschrieben. Bitte entschuldigen Sie, daß ich mich erst jetzt melde. Ich
hatte einen längeren Krankenhausaufenthalt und es ist in den Wochen
einiges im Sinne des Wortes liegen geblieben!
Nach einem Erholungsurlaub und einer geplanten Reha bin ich im Dezember
wieder in einer Klinik, so daß ich erst einmal schlecht erreichbar
bleibe.

Vorausschicken möchte ich, daß ich auf meinem Weg durch unsere Welt
immer wieder mal den einen oder anderen Menschen kennen lernte, der
allein bei der Kirche den Halt fand sich im Leben zurecht zu finden
und/oder sich aus einem Sumpf zu befreien.
Aus diesem Grunde ist die Kirche an sich für mich nicht nur die
Manifestation einer über 1500 Jahre alten Kultur in Europa, die jeden
positiv determiniert der in unserem Kulturkreis lebt. Selbst Atheisten,
ob sie wollen oder nicht! Darum bedeutet Kirche nicht nur den
christlichen Glauben mit seinen Dogmen, sondern ganz besonders die
christlich-kulturelle Sozialisierung der Menschen seit mehr als 1500
Jahren.

Wie seit vielen Jahren war ich auch in diesem Juni zu einem jährlichen
Kongress in Österreich und sah im deutschen Fernsehen Teile des
Kirchentages in Dortmund.
Ich war entsetzt, daß in Zeiten der Säkularität vom EKD eine
demokratische Partei, die im Moment auch noch die einzige
Oppositionspartei ist dezidiert ausgeschlossen wurde.
Ich erinnere mich an den Anfang von 2016, wo alle Parteien versprachen
sich sachlich mit den Argumenten der Opposition zu reiben und die neue
Partei auf diese Weise zu zerlegen. Es hörte sich spannend an, aber es
fand nie statt. Ich warte bis heute auf den Austausch von Sachargumenten
der in meinen Augen immer das Kennzeichen von Demokratie war. Das gibt
es aber, gesellschaftsübergreifend und ÖRR/Printmedien-induziert nicht
mehr. Es gibt einen regelrecht gleichgeschalteten Block, der streng vom
ÖRR auf Kurs gehalten wird, und jede demokratische und sachliche
Auseinandersetzug unmöglich macht.

Als evangelisch erzogener Christ frage ich mich, was Luther wohl zu
dieser ganz sicher nicht freidenkerischen Blockade anderer
demokratischer Ideen gesagt hätte, die vor 20 Jahren noch einen breiten
Konsens hatten, damals noch weit weg von jeder Verleumdung ins
Rechtsradikale, Hätte Martin Luther so gedacht, wie der EKD heute
handelt, hätte es nie eine Reformation gegeben!

In einer Zeit, wo unzählige Verwüstungsanschläge, Angriffe auf Leib und
Leben und sogar Mordanschläge gegen Oppositionsprotagonisten und
Sympathisanten üblich sind, Menschen Repressionen am Arbeitsplatz
erleiden oder gar ihre Position verlieren, weil sie legitim eine andere
Vorstellung der Lebensumstände haben, als der Mainstream sie 24 Stunden
am Tag publiziert und wo Unternehmer, Wirte und Hotelbesitzer massiv
bedroht und sogar in die Pleite geschickt werden, wenn sie der
Opposition Räume vermieten, fühle ich mich in die sehr dunkle Zeit
zurück versetzt, von der meine Eltern und Großeltern mir ausführlich
berichteten und die es unter allen Umständen zu verhindern gilt! Meine
Großmutter wurde photographiert, wie sie aus dem Laden eines Juden trat,
auf dessen Schaufensterscheibe geschrieben stand „Kauf nicht beim
Juden“. Das Bild wurde in der Buerschen Zeitung veröffentlicht, mit dem
Namen meine Großmutter! So funktionierte bei den alten Nazis
Gleichschaltung. Wie heute schon wieder allein durch Prangerwirkung!
Heute haben wir wieder genau diese Verhältnisse. Nur heisst es heute
„Kaufe nicht bei einem AfD-Sympathisanten.
Und der öffentliche Ausschluss dieser demokratischen Partei durch den
EKD ist eine freiwillige Gleichschaltung. Mit allen erwartbaren Folgen.
Für die Gesellschaft, das Land und auch für die Kirche/n. Ich frage
mich dabei: „Wo ist der freidenkerische, in Frage stellende Geist
Luthers?“

Weil ich sicher bin, daß das was z.Zt. die Kirche/n prägt, im langen
Fluss der Zeit unerheblich sein wird, bin ich gelassen.

Mein Austritt aus der Kirche hat darum weder Gründe im Glauben, noch in
der finanziellen Tragbarkeit. Der Grund ist die Erkenntnis, daß ich als
lutherisch aufgewachsener und zum kritischen selbstdenken erzogener
Mensch undemokratisches und auch unreflektiertes Handeln nie
unterstützen kann!

Ich habe Ihnen offen über meine Gründe geschrieben. Nicht zuletzt, auch
um auf zu zeigen, daß offenbar leider ein Tsunamie rollt. Weg von den
Kirchen!

Ich hoffe, daß der Einblick, den ich Ihnen gab nicht nur interessant,
sondern auch nützlich für eigene Hinterfragungen ist.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Lück

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